
Der Science-Fiction-Mystery-Thriller berauscht mit wunderschönen Bildkompositionen und -montagen, die im Laufe der Handlung starken Symbolcharakter entwickeln und in ihren besten Momenten wunderbar poetisch daherkommen. Dummerweise dienen sie dazu, einen kruden Plot zusammenzuhalten, der weder besonders plausibel wirkt, noch seine Figuren so weit etablieren kann, dass man als Zuschauer mitfühlt. Vor allem die zentrale Liebesgeschichte wirkt wenig glaubhaft.

Die Geschichte zweier Schwestern vor dem Hintergrund drastischer weltpolitischer Veränderungen zwischen 2012 und 2020 ist herausragend gespielt und technisch kompetent. Den tollen Darstellern ist auch zu verdanken, dass der völlig überambitionierte Film an einem Faden gewinnt, an dem man sich orientieren kann. Familienzerfall, Liebesdrama, Ressourcenkriege, Terrorismus – vor allem die Zukunftsentwicklungen werden völlig unbefriedigend abgewickelt. Weniger wäre mehr gewesen.

Die freie Interpretation von Philip K. Dicks Kurzgeschichte „The Golden Man“ über einen Mann, der in die Zukunft sehen kann, bietet eine ganze Reihe ausgesprochen cooler Actionszenen, die Cage mit seiner beinahe typischen Gelassenheit spielt – die hier aber erstaunlich gut passt. Abseits einiger pfiffiger Ideen fehlt der Pep an anderen Stellen aber völlig: Die Logik wird aufs äußerste strapaziert; einige Szenen, die besonders Zwischenmenschliches betreffen, sind wenig plausibel. Darüber hinaus langweilt der Film mit der hundertsten Hintergrundgeschichte über Terroristen, die eine gestohlene Atombombe in den USA zünden wollen.

Die sparsame Handlung über ein endzeitliches Berlin ist nur ein Aufhänger für eine ganze Reihe von Kampfszenen, die durch einen ungünstigen, oft viel zu hastigen Schnitt und sich ständig wiederholende Körperbewegungen nicht im Ansatz ihre Wirkung entfalten können. Schade, denn die Darsteller können zwar ordentlich auf die Fresse hauen, zeigen aber weder Talent noch Leinwandpräsenz. Somit gibt es keine Ablenkung von den vielen Hinweisen, dass es sich hierbei um einen ambitionierten Film von einem jungen Team handelt, denen sicher nicht Herzblut, aber Budget und Erfahrung gefehlt hat.

Der komplett aus eigener Tasche finanzierte Independent-Film von Thomas Bohn ist eine interessante Mischung aus Kammerspiel und philosophischer SciFi, die bis zum Schluss spannend bleibt und technisch einwandfrei ist. Unter den gegebenen Umständen ist das beeindruckend! Allerdings krankt der Film an einem inkonsequenten Skript mit zu oberflächlichen physikalischen Erklärungen, sowie theaterhaft geschriebenen, als auch vorgetragenen Dialogen.